Die sogenannt Keramikversiegelung liegt derzeit voll im Trend und wird auch immer wieder als bester Lackschutz fürs Auto betitelt. So versprechen Keramikversiegelungen unter anderem nicht nur Werterhalt, mehr Glanz und weniger Pflegeaufwand, längst gilt diese Art der Versiegelung auch als „der ultimativer Schutz für den Lack“.
Somit wird es Zeit der Sache mal auf den Grund zu gehen und herauszufinden was wirklich hinter diesem Hype steckt. Ist die Keramikversiegelung wirklich so gut? Was kostet sie und wo liegen die Vor- und Nachteile? Uvm.
Legen wir also los und gehen das Thema gemeinsam Schritt für Schritt durch, um es von allen Seiten zu beleuchten.
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Was genau ist eine Auto Keramikversiegelung?
Die Keramikversiegelung (auch Quartz Coating oder einfach nur Quarz/Glas-Beschichtung genannt) stellt eine recht neue Form der Oberflächenversiegelung im Bereich der Autolacke dar. Sie kann aber durchaus auch zur Pflege von Felgen, Anbauteilen sowie für diverse Bereiche im Innenraum verwendet werden. Des Weiteren ist sie eine transparente und langanhaltende High-Tech Oberflächenveredelung, die hauptsächlich aus dem chemischen Element Siliziumdioxid (SiO2) auf Polymerbasis besteht.
Du kannst sie dir im Grunde genommen wie eine zusätzliche dünne Schicht (0,2 – 1,5 µm / bestehend aus winzigen Partikeln) über den Klarlack deines Wagens vorstellen. Beim Auftragen werden somit sämtliche Poren und Unebenheiten versiegelt. So dass es am Ende eine extrem glatte, harte und zugleich wasserabweisende Schutzschicht entsteht, die im Idealfall bis zu mehreren Jahren anhalten kann.
Vor was schützt so eine Keramikversiegelung?
Diese Versiegelung bildet eine ausgehärtete ultradünne Schicht, die den Lack sozusagen konserviert und zugleich langfristig schützt. Im Vergleich zu diversen Polituren und anderen Nanoversiegelungen ist die Keramikversiegelung abriebfest und bietet somit einen besonders langen Schutz gegen: Verschmutzungen, UV-Strahlung, Chemikalien, Salz, leichte Kratzer und Hitze.
Durch ihre Transparenz wird kein Einfluss auf die Farbe des Lacks genommen, abgesehen von einem dauerhaften Glanzeffekt.
Schmutzabweisender Lotuseffekt
Wie bei nahezu allen Nanoversiegelungen kommt man natürlich auch hier in den Genuss der typischen Hydrophobie-Eigenschaft – besser bekannt als Lotuseffekt (Abperleffekt). Hierbei perlt das Wasser sofort bei Kontakt auf der Oberfläche ab, wobei es einen Großteil von Schmutzpartikeln mit sich nimmt. Obwohl man hier schon von einer Art Selbstreinigung sprechen kann, bleibt einem die Autowäsche natürlich nicht gänzlich erspart. Jedoch definitiv in größeren Abständen und dann geht einem die Wäsche auch wesentlich leichter von der Hand. Da sich Schmutz auf dieser extrem glatten Oberfläche nicht wirklich festsetzen kann und somit schmutzabweisend wirkt. Ebenso das lästige Abledern nach einer Fahrt durch die Waschstraße fällt hier weg, da in der Regel sämtliche Wasserrückstände durch die Trocknungsanlage beseitigt werden.
Werterhalt durch langanhaltenden Lackschutz
Durch die Schutzschicht die eine Keramikversiegelung mit sich bringt wird der Autolack in mehrerer Hinsicht geschützt.
So sorgt die Beschichtung u.a. für einen erhöhten Schutz vor UV-Strahlung, welche mit der Zeit dafür sorgt, dass ein Lack ausbleicht und sich verfärbt (Oxidation des Lackes). Der generelle Alterungsprozess lässt sich dadurch jedoch nicht verhindern aber deutlich verlangsamen.
Auch kleine Mikro-Kratzer die beispielsweise in einer Waschstraße einem Lack zusetzten können, werden hier effektiv verhindert. Was allerdings nicht heißen soll, dass die Versiegelung kratzsicher ist oder gar einen Schutz vor Steinschlägen bietet. Hierfür ist die schützende Schicht schlicht und einfach viel zu dünn.
Ähnlich verhält es sich hier mit Lackschäden durch Vogelkot. Quartz-Coating kann zwar die Schutzwirkung sowie die Widerstandsfähigkeit verlängern, jedoch keinen vollständigen Schutz vor lang einwirkendem Vogelkot gewährleisten!
Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen: Umso früher (im Idealfall als Neuwagen) ein Fahrzeuglack mit einer Keramikversiegelung behandelt wird, desto besser. Damit sieht der Wagen auch nach Jahren noch nahezu wie neu aus, was sich im Wiederverkauf dann auch deutlich bemerkbar macht.
Kann eine Keramikversiegelung auch wieder entfernt werden?
Der Tatsache geschuldet, dass eine solche Versiegelung eine feste und langanhaltende Verbindung mit dem Lack eingeht, gestaltet sich das Entfernen entsprechend aufwendig und schwierig. Quartz Coating lässt sich nicht so einfach mal mit irgendwelchen Reinigern herunterputzen. Hier muss man schon mit schwererem Gerät ran. Mit speziellen Poliermaschinen oder durch entsprechendes Nassschleifen lässt sich so eine Versiegelung, wenn auch mühselig, wieder entfernen. Eine solche Arbeit sollte jedoch lieber von einem Profi durchgeführt werden.
Was hat es mit dem Härtegrad 9H bei einer Keramikversiegelung auf sich?
Um die Härte einer Schicht zu beschreiben setzen man bei Quartz Coating gerne auf die bekannte „Bleistifthärte/-skala“, dessen Messbereich von 6B (weichste) bis 9H (härteste) geht.
So erreicht eine High-End Keramik-Beschichtung einen maximalen Härtegrad von 9H, der jedoch nicht selten nur bei Wärmetrocknung unter einem UV-Strahler erreicht wird. Bei einer Trocknung bei Raumtemperatur liegt man dann meist bei 8H.
Achtung: Eine Keramikversiegelung kann niemals einen Autolack härter machen als er ist. Bedeutet, ein Lack mit einem Härtegrad von 8H kann kein Upgrade durch eine 9H Versiegelung erhalten.
Was kostet eine Keramikversiegelung?
Für eine entsprechend qualitativ hohe Keramikversiegelung selbst muss man mit Kosten zwischen 50,- und 100,- Euro rechnen.
Je nachdem ob man sie dann selbst auftragen oder die Arbeit vom Profi erledigen lassen möchte, kann es hier dann ganz schön zur Sache gehen. So muss man bei einer professionellen Keramikversiegelung vom Profi Minimum etwa mit 500,- Euro rechnen. Kann aber durchaus unter Umständen (je nach Lackzustand, Anzahl der Schichten ect.) auch schnell im unteren 4-stelligen Bereich enden. Dafür gibt es allerdings meist noch eine Garantie dazu.
Hier sind es vor allem sorgfältige und penible Vorarbeiten (u.a. kneten polieren entfetten), die den Preis schnell mal in die Höhe schießen lässt. Schließlich geht Quartz Coating immer mit einer teils aufwendigen Lackaufbereitung einher, da eine Versiegelung keine Kratzer überdecken kann. Somit ist es immer ratsam sämtliche Lackdefekte vorher gründlich entfernen zu lassen.
Alle, die selbst Hand anlegen wollen, sollten hier den enormen Zeit- und Arbeitsaufwand nicht unterschätzen! Zudem sollte die Arbeit immer in einem geschlossenen Raum stattfinden.
Alle Vor- und Nachteile im Überblick:
Vorteile einer Keramikversiegelung:
- Langzeit-Versiegelung und damit langanhaltender Schutz (vom Profi in der Regel 3-6 Jahre)
- Lotuseffekt / Selbstreinigungseffekt und somit deutlich pflegeleichter
- Schutz vor Wasserflecken
- Einfache Reinigung durch Schutz vor festsitzenden Verschmutzungen (wie z.B. Insektenrückstände, Bremsstaub usw.)
- Geringerer Verbrauch von Wasser und Reinigungsmittel (bei Handwäsche)
- Kein Abledern notwendig
- Kein Wachsen und Polieren mehr nötig
- Dauerhafter Glanzeffekt
- Verbesserter Schutz vor leichten Kratzern, Säuren, Basen, UV-Strahlung, Streusalz, Hitze
- Erhöhte Werthaltigkeit und Wertsteigerung
Nachteile einer Keramikversiegelung:
- Relativ hohe Kosten oder entsprechend grosser Arbeits- und Zeitaufwand
- lange Dauer für Aushärtung (12 bis 24 Stunden)
- Entfernung schwierig und aufwendig
Was ist der Unterschied zwischen einer Keramik- und einer Nano-Versiegelung?
Bei beiden Beschichtungen handelt es sich um eine Premium Autoaufbereitung, die auf molekularer Ebene erzeugt wird.
Zu gerne wird jedoch die Keramikversiegelung fälschlicherweise mit einer Nanoversiegelung verwechselt, obwohl sie das streng genommen auch irgendwie ist. Denn Fakt ist: Keramikversiegelung nutzt Nanotechnologie. Schließlich kommt der Begriff „Nano“ (der hier für Nano-Technologie steht) aus dem Griechischen und bedeutet nichts anderes als Zwerg. Gemeint sind also Nanoteilchen (Partikel) die nicht größer als 100 Nanometer (100 x 1 Milliardstel Millimeter) sind. Somit basiert ein sehr großer Teil der heutigen modernen Autopflege-Chemie auf Nano-Technologie, die im Prinzip (mit ihren Kleinstteilchen) nur einen besseren Wirkungsgrad als konventionelle Produkte aufweisen.
Doch wo genau liegt dann nun der Unterschied? Dazu müssen wir das Ganze mal unter einem Mikroskop betrachten.
Eine Nanoversiegelung geht in gewisser Weise eine Verbindung mit dem Lack ein. Die Lackoberfläche wird hierbei mit einem dreidimensionalen Kristallgitter überzogen, das selbst kleinste Unebenheiten ausfüllt. Die so entstehende Oberflächenspannung lässt Wasser einfach abperlen und dabei aufgenommene Schmutzpartikel mit sich nehmen – quasi ein Selbstreinigungseffekt.
Eine Keramikversiegelung tut dies ebenfalls, darüber hinaus bildet sie jedoch noch zusätzlich eine Schutzschicht über dem gesamten Lack. Es handelt sich hierbei um eine extrem harte und dennoch elastische Beschichtung, die dem Autolack für lange Zeit einen hervorragenden Schutz bietet.
Zusammengefasst: Im Grunde genommen könnte man eine Keramikversiegelung als eine verbesserte Form der Nanoversiegelung ansehen. Mit dem Unterschied, dass die Keramikversiegelung eine feste Verbindung mit dem Lack eingeht und nicht nur oberflächlich aufgetragen wird.
Somit lassen sich beide Versiegelungen klar abgrenzen. Während eine handelsübliche Nanoversiegelung überwiegend zur optischen Aufbereitung dient, bietet eine Keramikversiegelung noch einen zusätzlichen Schutz aus einem dauerhaften, festen Verbundsystem.
Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt auch in ihrer Haltbarkeit. Eine Nanoversiegelung ist nicht wirklich abriebfest, wodurch sie in der Regel auch nicht sehr lange anhält.
Warum Keramikversiegelung?
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