Einen Hagelschaden reparieren zu lassen kann zum Teil in Eigenleistung oder bestenfalls von einer Fachwerkstatt erledigt werden. Wir klären auf, wann genau was Sinn macht und wie man am besten verfährt.
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Hagelschaden reparieren – wer zahlt?
Ein Hagelschaden am Auto ist immer eine ärgerliche Sache. Erst recht wenn man weder eine Vollkasko- noch eine Teilkaskoversicherung für sein Fahrzeug abgeschlossen hat. Wer sich hier zu den Glücklichen zählen darf und über solch eine Versicherung verfügt, kann erst mal aufatmen. Schließlich zählt ein Hagelschaden als Elementarschaden, an dem prinzipiell keiner die Schuld trägt. Während hierbei eine Vollkaskoversicherung komplett für die Kosten der Reparatur aufkommt, zahlt man mit einer Teilkasko lediglich den Anteil der Selbstbeteiligung. Über seinen Schadenfreiheitsrabatt muss man dabei auch nicht bangen, denn dieser bleibt hier unberührt.
Wer dagegen sein Fahrzeug rein über die Haftpflicht versichert hat (ohne Kaskoversicherung) schaut in die Röhre, denn er muss für die Reparatur selber aufkommen.
Wie viel zahlt die Versicherung bei einem Hagelschaden?
Wie viel eine entsprechende Versicherung für einen Hagelschaden zahlt, hängt überwiegend vom Kfz-Gutachten des Sachverständigen ab. Hier empfiehlt es sich als Fahrzeugbesitzer, den gesamten Hagelschaden im Vorfeld zu dokumentieren.
Nicht immer übernimmt die Kaskoversicherung auch den kompletten Preis einer Hagelschadenreparatur. Übersteigen beispielsweise die veranschlagten Reparaturkosten den Wert eines Fahrzeugs, spricht man von einem sogenannten wirtschaftlicher Totalschaden. Hierbei wird lediglich die Differenz zwischen dem Wiederbeschaffungswert und dem Restwert des Autos nach dem Schaden erstattet.
Beispiel:
Reparaturkosten: 5.000 €
Wiederbeschaffungswert: 4.000 €
Restwert nach Hagelschaden: 1500 €
Erstattung durch die Versicherung: 2.500 €
Muss man einen Hagelschaden reparieren lassen?
Eine Pflicht den jeweiligen Hagelschaden reparieren zu lassen gibt es natürlich nicht. Man kann sich die Schadenssumme auch einfach auszahlen lassen.
Dabei sollte man jedoch wissen:
- Durch eine Schadensauszahlung verzichtet man auf alle weiteren Forderungen aus dem Schadensfall gegenüber der Versicherung.
- Die Auszahlung erfolgt über eine sogenannten fiktive Abrechnung (rein netto, ohne Mehrwertsteuer). Somit kann es passieren, dass bei späterer Reparatur die Kosten nicht gedeckt werden.
- Bei erneutem Hagelschaden wird es schwierig werden, den neuen Schaden nachzuweisen.
Tipp: Einen Hagelschaden immer so schnell wie möglich der Versicherung melden. Nur so lassen sich spätere Unstimmigkeiten oder Zahlungsverweigerungen vermeiden.
Hagelschaden reparieren – welche Möglichkeiten gibt es?
Generell gibt verschiedene Reparaturverfahren für einen Hagelschaden. Je nach Umfang des Schadens – Position, Tiefe, Anzahl und Größe ergibt sich die eigentliche Reparaturmethode.
Die verschiedenen Reparaturverfahren im Überblick:
- Ausbeulen (ohne Lackieren / Smart Repair)
- Dellen drücken und ziehen
- Spachteln und Lackieren
- Wärmetechnisches Verfahren
- Karosserieteil durch Neuteil austauschen
Dellen ausbeulen:
Ausbeulen bedeutet meist mit leichten Hammerschlägen und Gegenstück zu arbeiten. Diese Methode eignet sich nur an Stellen, wo man von beiden Seiten gut herankommt z.B. Motorhaube und Kofferraumdeckel.
Dellen drücken und ziehen:
Das Dellen drücken bzw. ausdrücken erfolgt mit speziellen Hebelwerkzeugen. Hierbei wird vorsichtig Druck von hinten ausgeübt, wodurch die Beule im Grunde einfach wieder herausgedrückt wird. Hierfür muss die Delle von hinten zugänglich sein.
An Stellen die sehr schwer, bzw. nur von außen zugänglich sind, lassen sich manche Dellen auch einfach herausziehen. Dafür wird ein Kunststoffteil in die Mitte der Delle geklebt und mit einer Zugvorrichtung einfach nach oben gezogen.
Dellen spachteln und lackieren:
Bei zu tiefen Hagelschäden, wo man mit drücken und ziehen nicht mehr weiter kommt, hilft nur noch die betroffene Stellen zu spachteln und hinterher neu zu lackieren.
Wärmetechnisches Verfahren gegen Hagelschaden:
Bei diesem Verfahren wird mit einem Schweißbrenner (kleine Flamme) vorsichtig die Delle spiralförmig erwärmt (vom Rand zur Mitte). Durch das jeweilige Auskühlen zieht sich das Blech zusammen, wodurch wiederum Spannung entsteht und Dellen herausgezogen werden.
Karosserieteile austauschen:
Je nach Umfang des Hagelschadens kann der Austausch diverser Karosserieteile sinnvoller und auch kostengünstiger ausfallen.
Wie man einen Hagelschaden reparieren sollte hängt von der Delle ab
Wie ein Hagelschaden am besten repariert wird, hängt überwiegend von der Anzahl und der Dellentiefe ab und ob der Lack beschädigt wurde oder nicht.
Formel für Dellentiefe:
Dellendurchmesser in Millimeter minus 10 mm geteilt durch 50 = Dellentiefe
Beispiel:
20 mm Dellendurchmesser – 10 mm / 50 = 0,2 mm Tiefe
Im Allgemeinen werden einzelne Hagelschäden mit weniger als 50 Dellen und max. 20 mm Tiefe als kleine Dellen bezeichnet. Diese lassen sich in der Regel durch „drücken“ oder „kleben und ziehen“ ohne zusätzliche Lackierung reparieren (immer vorausgesetzt, dass der Lack nicht beschädigt ist).
Bei größeren Hageldellen über 20 mm kommt meist „Kleben und Ziehen“ und eine nachfolgende „Reparaturlackierung“ in Betracht (auch „Vorziehen zum Lackieren“ genannt).
Ab 50 Hageldellen pro Karosserieteil und einem Durchmesser von maximal 20 mm kann die Methode „Reparaturlackieren“ zum Tragen kommen. Gespickt mit zusätzlich größeren Hageldellen kann es passieren, dass diese vorher mit dem Verfahren „Vorziehen zum Lackieren“ vorbehandelt werden müssen.
Generell kommt ein kompletter Austausch eines Karosserieteils immer dann in Frage, wenn die Hagelschadenreparatur dessen Kosten übersteigen würde.
Hagelschaden selbst reparieren
Für nicht Kaskoversicherte kann so ein Hagelschaden richtig teuer werden. Von daher neigen nicht wenige betroffene Autobesitzer dazu selbst Hand anzulegen und wagen den Versuch ihren Hagelschaden selbst zu reparieren. Hier stellt sich natürlich sofort die Frage: Wie hoch sind die Erfolgsaussichten? Ganz ehrlich….gar nicht mal so schlecht, allerdings nur wenn man hierbei einiges beachtet!
Dellen selbständig entfernen – darauf sollte man achten
Wer einen Hagelschaden selbst reparieren möchte, sollte generell ein gewisses handwerkliches Geschick mitbringen und prinzipiell mit dem richtigen Werkzeug arbeiten. Des Weiteren hängt der Erfolg natürlich auch vom Schaden selbst ab. Aus diesem Grund empfiehlt es sich nur an kleineren, gleichmäßigen und leicht zugänglichen Dellen und Beulen (ohne Lackschäden) Hand anzulegen. Auch sollte man sich bewusst sein, dass ein Ausdellen auf eigene Faust immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist und von daher nur an (älteren) Fahrzeugen vorgenommen werden sollte, wo die Optik eher eine untergeordnete Rolle spielt.
Überblick:
- nur kleine, runde und gleichmäßige Dellen (ohne Knicke und Lackschäden) in Angriff nehmen
- die Schadenstelle sollte gut zugänglich sein
- nur mit dem richtigen Werkzeug arbeiten
- vorsichtig und mit sehr viel Fingerspitzengefühl arbeiten
Hagelschaden Kosten
Was kostet mich nun eine fachmännische Hagelschadenreparatur? Natürlich lassen sich solche Kosten nicht pauschalisieren, da zu viele Faktoren mit einspielen. Aber um hier mal eine grobe Orientierung bzw. einen ersten Überblick zu bekommen, schauen Sie einfach mal bei folgendem
Hagelschaden Rechner vorbei.
Hagelschaden vorbeugen
Um sich erst gar nicht mit einem Hagelschaden herumärgern zu müssen, können diese einfachen aber wichtigen Tipps helfen, solche Schäden zu vermeiden, bzw. das Risiko deutlich zu verringern:
- regelmäßig den Wetterbericht checken
- Fahrzeug bei Unwetter sicher Parken: in einer Garage, Parkhaus, unter einem Carport oder mit einem entsprechenden Hagelschutz (Plane) abdecken
- Unterwegs schnell einen Unterstellplatz aufsuchen (z.B. Brücke, Tunnel, Tankstelle oder Parkhaus)
Video – Dellen ganz leicht selber entfernen
>> weitere Tipps aus dem Ratgeber
Letzte Aktualisierung am 5.06.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API